Hundeboom in der Corona-Pandemie

Hundeboom in der Corona-Pandemie
In den letzten Monaten ist bei den Menschen der Wunsch nach einem Haustier, insbesondere nach einem Hund, gestiegen. Auch in unserer Praxis, die sich im Herzen Münchens befindet, fällt auf, dass wesentlich mehr Hunde vorgestellt werden. Dies ist wohl ein Nebeneffekt der schon über einem Jahr andauernden Corona-Pandemie, der wahrscheinlich durch eine gewisse soziale Isolation und mehr Freizeit (durch Kurzarbeit oder Homeoffice) zu erklären ist.
Die Bereitschaft der Menschen Hunden ein Zuhause zu schenken ist zwar sehr schön, hat jedoch auch eine Kehrseite. Um Probleme schon im Vorfeld zu vermeiden und Hundeliebhabern eine Orientierung für entsprechende Entscheidungen zu bieten, möchten wir gewisse Themen ansprechen und entsprechend aufklären.
1. Illegaler Welpenhandel
Wer ist nicht begeistert, wenn man im Internet Fotos von flauschigen kleinen Hundebabys sieht? Die Nachfrage nach Hundewelpen ist in Deutschland in den letzten Monaten um ein Vielfaches angestiegen. Um die erhöhte Nachfrage zu decken, werden auch Welpen aus dem Ausland importiert. Dabei kann es vorkommen, dass diese noch zu jung sind und mit gefälschten Impfpässen nach Deutschland gebracht werden. Hier werden sie dann über verschiedenste Internetseiten angeboten. Um diese kriminellen Machenschaften zu verhindern sollten Sie auf folgendes achten:
– Mindestalter für Welpen: aus Deutschland 8 Wochen, aus dem europäischen Ausland 15 Wochen.
– Kommt der Welpe aus dem Ausland MUSS er einen Microchip haben, gegen Tollwut geimpft sein und einen EU-Reisepass mit sich führen.
– Die Kontaktperson sollte einen seriöser Eindruck machen und sich bereits um die Erstimpfung (Staupe, Parvovirose, Parainfluenza und Leptospirose) und regelmäßige Entwurmungen gekümmert haben.
– Bei Abholung sollte der Welpe einen gesunden, munteren und interessierten Eindruck machen.
– Die Mutterhündin sollte anwesend sein und einen ebenfalls gesunden, gepflegten und munteren Eindruck machen.
– Vermeiden Sie Spontankäufe und informieren Sie sich ausführlich über den Hund und dessen Hintergrundgeschichte. Auch bei Rassehunden sollte die Wahl der Rasse nicht in erster Linie eine Frage der Optik sein.
Weiter Informationen finden Sie unter anderem auf der Homepage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft:
2. Infektionskrankheiten aus dem Ausland
Vor allem im Mittelmeerraum (Süd- und Osteuropa) kommen bestimmte Infektionskrankheiten des Hundes vor, die in Deutschland bisher nicht verbreitet und daher noch recht unbekannt sind. Diese können zum einen teilweise auch für den Menschen ansteckend sein (Zoonose) und bedürfen zum anderen in manchen Fällen einer lebenslangen Therapie und Kontrolluntersuchungen. Im Idealfall liegen Testergebnisse zu diesen Krankheiten schon vor der Einreise vor. Wegen der langen Zeit, die zwischen Ansteckung und Ausbruch vergehen kann, empfiehlt es sich zusätzlich jeden Hund aus diesen Gebieten nach 6 Monaten über eine Blutentnahme auf die häufigsten Reisekrankheiten testen zu lassen. Ist der Hund krank oder zeigt auffällige Haut- oder Fellveränderungen, sollte die Blutuntersuchung früher erfolgen.
Ausführlichere Informationen zu den einzelnen „Mittelmeerkrankheiten“ können Sie beispielsweise auf der Homepage des Bundesverbands für Tiergesundheit nachlesen:
3. Individuelle Voraussetzungen
Natürlich ist es generell wichtig sich im Vorfeld ausführliche Gedanken zu machen, ob man für ein Haustier ausreichend Zeit und Muße hat. Vor allem zu Beginn bedarf es einer gewissen Zeit und Geduld bis sich der Hund an die neue Familie und Umgebung gewöhnt. Es braucht auch eine Weile bis man eine gute Beziehung aufgebaut hat und der Hund auf erste Kommandos reagiert. Auch wenn man bereits Hundeerfahrung hat, ist es oft hilfreich eine Hundeschule zu besuchen oder Unterstützung bei einem Hundetrainer zu suchen, um bestimmte Verhaltensmuster zu besprechen und zu trainieren. Dies gestaltet sich jedoch schwierig, wenn die Hundeschulen aufgrund der Corona-Notbremse schließen müssen. Um den Kontakt und den sozialen Umgang zwischen den Hunden aufrecht zu erhalten (vor allem bei Welpen), verabreden Sie sich mit anderen Hundehaltern zum gemeinsamen Spazieren und Spielen (ähnliches Alter von Vorteil).
Es wird wieder eine Zeit nach der Corona-Krise geben, das heißt auch nach der Kurzarbeit oder 100% Homeoffice möchte der Hund entsprechende Aufmerksamkeit und gefordert werden. Überlegen Sie sich schon jetzt in der Familie, wie man sich den neuen Alltag mit Hund organisieren wird. Zudem ist es förderlich mit dem Hund zu üben, dass er in der Wohnung auch alleine bleiben kann. Die meisten Hunde werden sich nämlich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass 24/7 jemand bei ihnen ist und nicht verstehen, dass sie plötzlich alleine gelassen werden.
4. Welcher Hund passt zu mir?
Vielleicht haben Sie schon eine bestimmte Vorstellung wie Ihr Alltag mit einem Hund aussehen soll und wie viel Zeit man zusätzlich für und mit dem Hund aktiv verbringen möchte. Dies sind wichtige Aspekte, die man bei der richtigen Wahl des Hundes beachten sollte. Dabei ist zum einen das Alter des Hundes und seine Hintergrundgeschichte entscheidend und zum anderen die Rasse. Nimmt man einen Welpen vom Züchter bei sich auf, muss man ihm von Stubenreinheit bis Leinenführigkeit noch alles beibringen und hat somit vor allem in der Anfangszeit wesentlich mehr Arbeit. Auf der anderen Seite weiß man recht sicher, dass der Hund aus einem stabilen sozialen Umfeld kommt und keine negativen Erfahrungen gemacht hat. Ein älterer Hund, den man aus dem Tierheim oder einer Privatperson übernimmt, ist in den allermeisten Fällen stubenrein und kennt die Grundkommandos. Allerdings weiß man häufig nicht, was der Hund erlebt hat und was er gewohnt war. Beispielsweise könnte ein Hund, der auf dem Land aufgewachsen ist und kaum Verkehr kennt, sehr ängstlich reagieren bei lautem Stadtlärm. Ängste und ungewünschte Verhaltensmuster sind im höheren Alter schwieriger abzugewöhnen als im jüngeren Alter. Ältere Hunde sind dagegen meist gemütlicher und benötigen weniger motorische und kognitive Herausforderungen.
Auch die Rasse spielt eine wesentliche Rolle in den Verhaltensweisen eines Hundes. Die einzelnen Hunderassen wurden ursprünglich für unterschiedliche Nutzungsbereiche gezüchtet, wobei bestimmte Charaktereigenschaften (Jagdbegleitung, Verteidigung von Haus und Hof, Hüten der Schafherde,…) bewusst gefördert wurden. Wenn man sich für eine bestimmte Rasse interessiert, sollte man sich also über den ursprünglichen Zuchthintergrund bewusst sein und wie sich dieser auf das Verhalten und die Ansprüche eines Hundes im Alltag auswirkt. Als Entscheidungshilfe findet man auf der Homepage des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) informative Rassebeschreibungen und auf der Webseite von Purina kann man sogar über einen Test herausfinden, welche Rassen am ehesten zu einem passen:
5. Rassetypische Krankheitsbilder
Eigentlich treten bei jeder Rasse mehr oder minder stark bestimmte Krankheiten auf. Kommen Erkrankungen gehäuft vor, spricht man von rassetypischen Krankheitsbildern. Dies sind unerwünschte Nebeneffekte von über Jahrzehnten herangezüchteten Rassemerkmalen. Gerade bei einer Zucht auf bestimmte optische Merkmale, geschieht das oft mit wenig Rücksicht auf die Gesundheit der Tiere. Die meisten typischen Erkrankungen sind mittlerweile unter den Zuchtverbänden bekannt. So werden Hunde, die für die Zucht zugelassen werden sollen, auf entsprechende Merkmalsausprägungen geprüft und von der Zucht ausgeschlossen, falls eine Erkrankung nachweisbar ist. Leider halten sich manche Personen nicht an die Vorgaben dieser Verbände und vermehren ihre Hunde vor allem aus finanziellem Aspekt.
Wenn Sie sich also für eine Rasse entschieden haben, informieren sie sich auch über die möglichen Erkrankungen und wenden sie sich an seriöse Züchter, die nachweisen können, dass sie mit entsprechend genetisch gesunden Hunden züchten. Manche Erkrankungen sind leider trotz gewissenhafter Zucht nicht immer vermeidbar, umso besser, wenn man aufgeklärt ist und sich bei entsprechenden Symptomen frühest möglich an den Tierarzt wenden kann.
6. Krankenversicherung
In den letzten Jahren sind die medizinischen Möglichkeiten und Ansprüche in der Tiermedizin deutlich gestiegen, folglich ist auch das Preisniveau der Behandlungen und Therapien angestiegen. Vor allem für aufwendige Diagnostik (MRT, CT), Therapien (Knochenchirurgie, Bestrahlung) und stationärer Aufenthalte können hohe finanzielle Summen zusammen kommen. Entsprechend ist mittlerweile die Empfehlung eine Krankenversicherung für den Hund abzuschließen. Dabei gibt es inzwischen einige Versicherungsanbieter, die verschiedene Konditionen und Varianten anbieten (z.B. nur Operationen und stationärer Aufenthalt oder auch ambulante Behandlungen). Ein Vergleich über die aktuellen Policen der einzelnen Versicherungensanbieter lohnt sich.
Eigentlich brauche ich es nicht gesondert zu erwähnen, aber trotzdem: wenn man sich einen Hund in das Haus holt, erwirbt man nicht einen kuscheligen Sessel, sondern es ist ein neues Familienmitglied, das einzieht und das 10 – 15 – 20Jahre lang bleibt. Es lohnt sich Mühe in die Vorbereitung, Pflege und Erziehung zu stecken, damit es ein freudiges Zusammenleben wird. In diesem Sinne wünschen wir viel Freude mit Ihrer Entscheidung und stehen natürlich immer zur Verfügung, wenn Fragen oder Probleme entstehen!